Samstag, Juni 11, 2011

Schweden 2011, achter Tag

So, nun geht es also zurück. Beim Frühstück im Hotel trauen sich unsere treuen Wolfsburger zum ersten Mal, uns anzusprechen. Sie haben in der Tat die gleiche Tour gebucht, nur dass sie aufgrund eines größeren Zeitpolsters auch komplette Unterlagen samt Tourvorschlägen zugeschickt bekommen haben. Macht nix, wir hatten auch so unseren Spaß. Unsere Erzählungen von der Älg-Safari reizen sie auch so weit, dass sie heute noch einen Abstecher nach markaryd machen wollen. Klar, die sind flexibel, denn sie haben den Weg per Öresundbrücke genommen.
Wir müssen dagegen sehen, dass wir pünktlich am Hafen in Malmö sind. Lediglich im kleinen alten Universitätsstädtchen Lund gönnen wir uns eine Stunde, den prachtvollen Dom in Augenschein zu nehmen. Vorbildlich auch hier wieder die Freundlichkeit der Menschen. Kaum stolpern wir ziellos aus dem Parkhaus, werden wir auch schon gefragt, ob man uns helfen könne und im Anschluss führt uns der nette Mitbürger direkt zum Dom. Der ewige Misanthrop in mir wartet vergeblich darauf, dass der ältere Herr danach ein Trinkgeld verlangt.
Perfekt im Zeitrahmen liegend, nehmen wir auch noch die letzten paar Kilometer nach Malmö in Angriff. Der Hafen ist vorbildich ausgeschildert, im Terminal wird unsere Nervenstärke indes erneut auf die Probe gestellt. "Sie haben das Geld für die Fähre noch nicht überwiesen", erläutert uns der Schalterangestellte in stark finnisch eingefärbtem Deutsch. Das Herz rutscht kurz eine Etage tiefer, dann kann aber Kirstens sicherheitshalber ausgedruckte Überweisungsbestätigung auch diese Zweifel aus dem Weg räumen.
Umständlich müssen wir nun an der Einfahrt noch eine PIN eingeben, damit wir ungefähr 50 m weiter in praller Sonne (und ohne sanitäre Anlagen) anderthalb Stunden in Ratlosigkeit verharren dürfen, während auf der anderen Seite des Sicherheistzaunes LKW um LKW in den Bauch des Schiffes rollt. Gemeinsam mit uns sind noch etwas zehn andere Autobesatzungen ratlos.
Ganze 30 Minuten vor der planmäßigen Abfahrt des Schiffes erbarmt man sich unser und öffnet das Tor. Zehn Minuten später sitzen wir mit Pommes und Lachs im Bordrestaurant und verdrücken unser "Abendessen" um 12.55 Uhr, weil das eigentliche Abendessen eine Stunde vor Ankunft in Travemünde nur noch aus einem Sparfrühstück bestehen soll.
Danach rauf aufs Deck, Bilder von der grandiosen Öresundbrücke machen (über die wir ansonsten hätten fahren können) und dann im Windschatten gemütlich auf eine Bank fläzen und die knapp zehn Stunden Fahrt angehen. Nach zwei Stunden wird es ein wenig frisch, die Bücher sind ausgelesen und wirklich viel passiert um uns herum irgendwie nicht. Man sieht nur, wie der Schwefelschweif aus dem Schlot bis zum Horizont schmutziggrau am Himmel klebenbleibt, während auf dem bis auf zwei einsame Autos verwaisten Achterdeck ein Hilfsarbeiter den Dreck von Jahren mittels eines Schlauches neu anfeuchtet.
Drinnen ist es zwar nicht so zugig, ansonsten aber nicht viel besser. In der Aufenthalts"lounge" plärrt ein Fernseher monoton sein schwedisches Fernsehprogramm vor sich hin, ungewaschene Trucker bewegen sich in einer Wolke kalten Schweißgeruches matt vom Tresen über die Spielautomaten zur Raucherecke und zurück und ein Haufen russischsprechender Schmerbäuche - die sich später wider Erwarten nicht als Fernfahrer entpuppen - lenzt eine um die andere Heinekenflasche. Ebensowenig Abwechslung bieten die ausliegenden Tageszeitungen, die man nach ein paar Stunden auswendig kennt oder die sanitären Anlagen, die aus einer komplett gesperten Herrentoilette und einer Damentoilette mit zwei benutzbaren Schüsseln besteht.
Als Highlight gönnt man sich nun einmal in der Stunde eine Dose Cola, ein paar Kekse und einen Gang an Deck, um frische Luft zu tanken. Ein wenig Besserung gibt es knapp drei Stunden vor Ankunft, als das Schiff in den Wirkunsgbereich deutscher Mobilfunksender eintaucht. Endlich wieder Internet!
Ich tobe mich dann noch mit der Kamera am Sonnenuntergang aus. Und irgendwann läuft das Schiff tatsächlich in Travemünde ein. Wir sind natürlich wieder die letzten, die in einer Schlange aus LKWs und Autos vom Schiff rollen, aber das ist uns letztendlich auch egal.
Zuhause fallen wir nur noch ermattet ins eigene Bett. Schweden - definitiv wieder!

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