Samstag, Mai 24, 2008

Wien 2008, sechster Tag

Abreisetag. Schon das Kofferpacken ist eine Qual. Wie haben wir die Dinger bloß zuhause zugekriegt? Bis zur Abfahrt Richtung Flughafen lagern wir das Gepäck erneut an der Rezeption, denn wir haben (wie immer) einen gepfefferten Stundenplan. Mit der Straßenbahn geht es zum Schloss Belvedere von Prinz Eugen.
Oberes Belvedere
Eigentlich ganz nett, aber sämtliche Flächen um das obere Belvedere sind fachmännisch totasphaltiert und der Garten wird, ebenso wie das untere Belvedere, gerade renoviert.
Garten Belvedere
Sowjetisches Heldendenkmal
Pause am irgendwie bizarren sowjetischen Heldendenkmal. Nach eifriger Planerei finden wir wider Erwarten doch noch eine Straßenbahn, die uns zum Hundertwasserhaus bringt.
Hundertwasserhaus
Hmm, die organischen Formen gehen in Ordnung aber die ganzen bunten Fliesen und Goldverzierungen sind mir zuviel.
Letzter Stopp: Hotel Sacher. Schnell zwei Torten abgegriffen, noch eine leckere Käsekrainer verdrückt und zurück zu unserem Hotel.
Mit Müh und Not passen die ganzen Souvenirs noch in den Handgepäckrucksack. Es folgt eine bunte Umstiegsserie, die besonders am miserabel ausgeschilderten S-Bahnhof für leichte Panikattacken sorgt.
Neben uns im Zug sitzt dann eine ältere Dame, die zuerst ewig braucht, um ihr Handy als das klingelnde zu identifizieren, es dann so lange böse anguckt, bis es verschüchtert aufhört und dann dank Tastensperre erfolglos versucht, zurückzurufen. Auf nette Anfrage helfe ich dann doch gerne aus.
Rückflug
Im Flughafen und auf dem Flug geht alles glatt, eher unglatt ist allerdings, dass wir anderthalb Stunden auf den nächsten Bus nach Lübeck warten müssen und sich dann auch noch niemand bereit erklärt, uns zumindest am ZOB abzuholen.
Zuhause schnell die Koffer von uns geworfen, ins Auto (weia, eine Woche ohne!) und zu Heike, die Sachertorte probieren.

Freitag, Mai 23, 2008

Wien 2008, fünfter Tag

Schönbrunner Tag. Die Schlossanlage von Schönbrunn ist so weitläufig (und wir mittlerweile so abgekämpft), dass wir den ganzen Tag eingeplant haben. Wir fahren also mit der U-Bahn quer durch Wien, kämpfen uns durch Horden wild knipsender Amerikaner, Russen und Japaner und stellen fest, dass Sanssouci ein Fliegen dreck dagegen ist. Die gewaltige Anlage ist, wenn und überhaupt, eher mit Nymphenburg zu vergleichen.
Schönbrunn
Schönbrunn 2
Gleich zu Beginn tapern wir zielgerichtet durch die Parkanlage zur Gloriette, dem Aussichtspunkt am anderen Ende des Geländes. Dort stellen wir fest, dass das gewünschte Kombiticket natürlich nur unten am Schloss zu haben ist. Großartig, also wieder runter.
Schönbrunn 3
Das Ticket enthält wieder einen Haufen für mich hochinteressanter Abteilungen: die kaiserlichen Gemächer (sieht genauso aus wie in der Hofburg), der Kronprinz-Rudolf-Garten (kein Wunder, dass der es nicht weiter als bis zum Kronprinz gebracht hat) und das Labyrinth (ok, das wäre ganz nett gewesen – ohne die schreienden Kindermassen) und die Hofbäckerei (hier traf allerdings der begriff für die englischsprachigen Besucher – Strudelshow – eher zu). Wir kommen leider erst 5 Minuten nach Beginn der Show rein, da hat der Meister bereits den Strudel fertig und verabschiedet sich. Wenigstens haben wir von einem demotivierten Mitarbeiter noch ein Stück Probierstrudel in die Hand gedrückt bekommen.
Labyrinth Schönbrunn
Der Tag ist allerdings noch lange nicht zu Ende. Wunden Fußes schleppen wir uns noch zum Naschmarkt, einem durchaus beeindruckenden Markt, auf dem alle möglichen und unmöglichen Viktualien feilgeboten werden. Ich habe beispielsweise noch nie vorher von einer Jackfrucht gehört. Direkt am Ende des Naschmarktes befindet sich der Karlsplatz, den wir ja schon von der Kanal-Tour her kennen.
Karlskirche
Diesmal steht aber die namensgebende Karlskirche auf dem Programm. Mit den minarettähnlichen Säulen und dem Bassin auf dem Vorplatz würde man sie eigentlich viel weiter südlich vermuten.
Und die Abzocke geht weiter: Auf die Frage, warum wir keinen Audioguide bekämen, erhalten wir die Antwort, man mache in einer halben Stunde zu , das lohne sich folglich nicht mehr.
Karlskirche Kuppel
Egal, hier geht’s eher ums Gucken. Mitten in der Kirche ist ein Lift aufgebaut, der uns in die Kuppel hinaufträgt, von dort können wir dann auf einem wackeligen Gerüst noch weiter in die Kuppelspitze hinaufklettern. Mich fasziniert vor allem der Warnhinweis auf „max. 10 Personen!“, während mindestens 20 auf dem Gerüst herumturnen. Tolle Sicht, aber leider sind die Fenster zur Taubenabwehr vergittert.
Sezession
Auf dem Weg zur U-Bahn-Station kommen wir noch an der Secession vorbei, aber der „goldene Krauthappel“ macht leider gerade dicht.
Abendessen…aber wo? Wir irren einen ganze Weile hin und her, verwirrt von nicht auffindbaren Straßen und mittlerweile geschlossenen Lokalen, bis wir mangels weiterer Nerven im Eszterhazy einkehren. Die Bedienung macht zwar einen etwas schnippischen Eindruck, aber das typische Heurigen-Essen und der frische Wein gleichen das aus. Schade, morgen geht’s wieder heim.

Donnerstag, Mai 22, 2008

Wien 2008, vierter Tag

Sisi-Tag. Nachdem wir uns durch eine gewaltige Happy-Kadaver-Prozession gekämpft haben, geht es in die Hofburg, das Tafelsilbermuseum, die kaiserlichen Apartements und das Sisi-Museum abhaken.
Fromleichnamsprozession
In meinen Augen genau so spannend, wie es sich anhört. Aber man muss ja eingestehen, – vor allem angesichts des k.u.k. Tafelsilbers – dass man damals durchaus schon zu leben wusste.
Silberkammer
Aber des Kitsches ist dies noch nicht genug. Wir machen allen Ernstes eine Fiaker-Fahrt.
Fiaker
Und ich muss zugeben, dass diese Art der Fortbewegung durchaus ihre Reize hat. Mit bedächtiger sightseeingtauglicher Geschwindigkeit ohne Dach durch die Gassen zu zuckeln bietet viel mehr als jede klassische Stadtrundfahrt je könnte. Nur teuer isses…
Und wo wir gerade auf der Ecke sind, steigen wir auch mal hinab in die Kapuzinergruft. Hier ruhen seit Jahrhunderten die sterblichen Überreste (oder Teile davon) der österreichischen Monarchien – was dann, wie im Falle von Maria Theresia nebst Gemahl, schon mal zu Särgen von Kleinwagenformat führen kann. Sehr morbide Stimmung, zumal der letzte Neuzugang gerade mal seit einem Jahr sein restliches Dasein hier fristet.
Obgleich mittlerweile die Füße glühen, ist der heutige Plan noch lange nicht abgearbeitet. Schließlich waren wir noch nicht auf dem Prater. Mangels Lust und Fußstärke beschränken wir uns auf eine kleine Runde über den Wurstelprater (die Volksfestecke), natürlich den Besuch beim Calafati und eine Fahrt mit dem legendären Riesenrad, das schon seit 1897 da rumsteht.
Calafati
Prater Riesenrad
Großartig…wir dürfen uns den „Waggon“ mit einer deutschen Rentnerreisetruppe teilen, die ich nur unter Verwendung meines bedrohlichsten Tonfalles daran hindern kann, die Fenster zu verrammeln. Denn Zugluft scheint ab einem gewissen Alter unweigerlich tödlich zu sein.
Die Sicht ist gut, die Fahrt leidlich lang und wir machen uns auf den Weg zurück ins Hotel. Vorher kämpfen wir uns allerdings noch durch den scheinbar einzig geöffneten upermarkt Wiens (es ist ja Feiertag), aus dem zwielichtige Gestalten kistenweise Bier schleppen.
Stopover im Hotel, warme und unempfindliche Klamotten anlegen, denn wir wllen noch unter die Erde. Als wir jedoch an der Dritte-Mann-Tour ankommen, ist die 18:00-Tour bereits ausgebucht, man könne uns allenfalls noch Plätze um 21:00 anbieten. Kein Problem, so können wir wenigsten noch die (vorsorglich im Hotel gelassene) Kamera holen und einen Happen essen. Und wo wäre es stilechter als im „Wienerwald“? Ja, sorry, muss sein. Und ist im Wiener Vergleich auch ausgesprochen günstig.
21:00. Ab in den Kanal. Wir werden vorgewarnt: Die Schulklasse vor uns hat nach 10 Minuten ob des Gestankes den Rückzug angetreten.
Auch wir landen in einer Gruppe kreischender Teenies, die sich jedoch als geruchsfest entpuppen.
Wiener Kanalisation
Und so schlimm stinkt es auch nicht. Da habe ich in einigen Kellern Schlimmeres erschnuppert. Leider hat die Tour nur drei Stationen und so sind wir nach einer halben Stunde wieder an der frischen Luft.
MuQua
Zu früh, um ins Bett zu gehen. Also noch auf einen Drink ins hippe Museumsquartier. Kirsten Mai Tai, Jochen Tequila Sunrise. Das bunte Treiben auf sich wirken lassen.
Um 24:00 macht die Bar dicht und wir uns gezwungenermaßen auf den Rückweg ins nahe Hotel.

Mittwoch, Mai 21, 2008

Wien 2008, dritter Tag

Stiegentag. Kick-off gegen zehn. Eigentlich will ich in der Lobby noch meine E-Mails checken, aber so ein verzogenes Gör zieht es vor, am einzig akzeptablen Rechner gelangweilt bunte Kugeln anzuklicken.
Steffl von innen
Wir machen da weiter, wo wir gestern aufgehört haben: am Steffl. Tollerweise ist heute scheinbar „Ausflugstag für Schüler mit ADS“. Teilweise ist es außerhalb der Kirche leiser als drinnen. Im zweiten Anlauf fahren wir mit dem Lift in den Nordturm hinauf.
Mosaikdach Stephansdom
Toller Blick, Regen, große Glocke, Gitterroststiegen: nix für Christoph und Dennis.
Was für Dennis...
Derart motiviert machen wir uns optimistisch an den Treppenaufstieg in den Südturm. Aaargh! 343 Stufen klingen nicht wirklich viel – es sei denn, man muss sie hinaufsteigen. Völlig erschöpft öffnen wir die Tür am Ende des Aufstiegs – und stehen in einem Souvenirladen. Großartig. Der blick ist nur minimal besser, wir aber zigmal geschaffter. Die Gruftführung sparen wir uns.
Cafè Central
Gegen Mittag kehren wir im Café Central ein (bzw. wie wir später fesstellen dessen kleinerer Filiale). Hier gibt es das klassische Kaffeehausgedeck mit dem Wasserglas. Bei der Café-Central-Torte verzweifle ich allerdings fast. Der Schokoladenpanzer über der Füllung ist so dick, dass man ihn mit der Gabel nicht knacken kann, ohne die Torte zu plätten. Nach mehreren Versuchen landet die Torte verkehrt herum auf dem Teller und siehe da: es geht!
Nachmittagsprogramm: Naturhistorisches Museum.
NHM 1
Grandios. Zwar bieten die Sammlungen nichts wirklich neues, aber dafür fasziniert die herrlich altmodische Präsentation in dem reich ausgestatteten Zwillingsbau zum Kulturhistorischen. Und lernen tut man was: die Knoblauchkröte war Froschlurch des Jahres 2007 (bleibt die brennende Frage: Wer ist dieses Jahr dran? Nachtrag: der Laubfrosch – wer auch sonst)
NHM 2
Gekrönt wird der Museumsbesuch buchstäblich durch die Führung über das Dach. Ein toller Blick über Wien und gleichzeitig eininteressanter Einblick hinter die Kulissen des NHM. Leider ist die Archivführung durch den Tiefspeicher (4 Stockwerke voller Exponate, 90% der Sammlungen) in zwei Tagen schon ausgebucht.
Wiens zweitgrößter Friedhof 2
Die Zeit nach der Führung reicht gerade noch für einen kurzen Abstecher ins Hotel, bevor wir wieder losmüssen. Per U-Bahn geht’s in die Einkaufs- und Freizeitpassage Millenium City, wo Österreichs größte Leinwand mit der Indy IV-Vorpremiere in digitaler Projektion auf uns wartet.
Nach dem mediokren Film gibt’s noch eine schnelle Portion Bratnudeln und ab ins Bett.

Dienstag, Mai 20, 2008

Wien 2008, zweiter Tag

Kulturtag. Wir beginnen mit einem beschwingten Frühstück (wow, so einen Kaffeevollautomaten will ich auch!).
Regenschirm gezückt und hinüber zum Völkerkundemuseum, dort ist Tutanchamun-Ausstellung. Sehr informativ, sehr atmosphärisch aufgebaut – und alles Originale aus dem Carter-Fund. Beeindruckend!
Buchhalter mit lustigen Namen
Danach kreuzen wir lediglich die Straße und landen im kulturhistorischen Museum. Ich mache mir anfangs etwas Sorgen über das Langeweile-Potenzial des KHM, aber diese opulente Sammlung im noch opulenteren Semper/Hasenauer-Bau ist atemberaubend. Vor allem die Gemäldesammlung haut mich immer wieder auf den Hocker – ja, auf, denn viele Werke entfalten ihr Wirkung erst vollends, wenn man sich für die Betrachtung Zeit nimmt. Außerdem tun mir langsam die Füße weh.
KHM Kaisertreppe
Nach insgesamt fast sechs Stunden Museum nonstop glühen die Schuhe – Zeit für ein Kaffeehaus. Kalorien egal, die haben wir schon im Voraus verlaufen und geistig verbrannt.
Jetzt nur noch fix einkaufen und dann wollen wir noch die „Dritte-Mann“-Kanaltour machen. Fix einkaufen wird aber nix – ich kaufe zwei Hemden und als wir endlich am Hotel ankommen, ist es schon reichlich spät. Schnell die Tüten verstaune und wieder los. Ich gucke noch einmal auf den Plan und verharre: Kanaltouren nur Donnerstag bis Sonntag. Pfft, Luft ist raus.
Um den Abend nicht untätig zu verbringen, stiefeln wir trotzdem noch los in Richtung Staatsoper.
Steffl bei Nacht
Und hinter dieser versteckt sich – rein zufällig – auch der beste Käsekrainer-Stand Wiens. Derart gestärkt, schaffen wir es noch bis zum Stephansdom, doch dann wird der Regen zuviel und wir kehren um.

Montag, Mai 19, 2008

Wien 2008, erster Tag

Ging früh los. Nach gerade mal 2,5 Std. Schlaf klingelte der Wecker und um 3:15 sitzen wir auch schon im Flughafenbus. Check-in und Sicherheitskontrolle: nicht erwähnenswert.
Aber je näher der Flieger Wien kommt, desto schlechter wird das Wetter. In Wien regnet es dann in Strömen.
Ähnlich wie in München liegt auch der Wiener Airport außerhalb des Stadtgebietes. Aslo S.-Bahn rein, Wien Mitte umsteigen und dann von der U-Bahn-Station noch ein paar hundert Meter zum Hotel laufen. All das mit etwa 40 kg Gepäck. Natürlich sind wir zu früh, das Zimmer noch nicht bezugsfertig. Koffer abgestellt und wieder losgestiefelt, ziellose Runde durch den verregneten Wiener Kern. Frühstück im ersten auffindbaren Kaffeehaus. Aber schon hier stellt man fest, dass das Fach „Lustlos gucken und herummuffeln“ einen beträchtlichen Teil der österreichischen Service-Ausbildung stellt.
Danach – hui! – Straßenbahnfahren! Und zwar eine Station, dann steht die Bahn auch wieder. Technische Schwierigkeiten.
Neue Burg (Hofburg)
Egal, laufen wir halt. Parlament, Hofburg und wieder in eine Straßenbahn. Schon ziemlich fußlahm lassen wir uns einmal um den Wiener Ring kutschieren – und schaffen es tatsächlich beide einzuschlafen.
Die Zeit neigt sich 14:00 zu, wir wollen nur noch schnell einen Supermarkt finden, da wir nix mehr zu trinken haben.
Ah, ein Billa! Der österreichische Supermarkt mit der sich drehenden, geknitterten Plastiktüte fällt in ländlichen Gegenden meist durch eine gewagte Architektur auf. Hier, auf Stadtniveau, wirkt es eher wie Schlecker in gelb. Aber dennoch wird deutlich, dass auch hier eine deutlich größere Auswahl als in Deutschland herrscht. Lauter lustige Geschmacksrichtungen…
Auf dem Rückweg ins Hotel finden wir zufällig auch die Mariahilfer Straße, ein kilometerlanges modernes Einkaufsmekka.
Mariahilfer Straße
Doch zuerst ist das Hotel dran. Sauber, modern, unkonventionell.
Nach dem Ausräumen der Koffer und einem kurzen Frischmachen (stelle fest: Knopf am Hemd abgerissen) kehren wir noch einmal auf die Mariahilfer Straße zum Shoppen zurück. Abendessen gibt es dann im „Hoofbräu“. Der äußerst ungeschickte Kellner schafft es zwar, zwischen Geschirr- und Essigflaschenrunterwerfen auch noch die flaschen Beilagen zu bringen, aber egal, schmeckt trotzdem.
Zurück im Hotel fallen wir vollkommen platt ins Bett.